Die Querung der Straße von Gibraltar ist für Freiwasserschwimmer eine große Herausforderung. Die spektakuläre Strecke bietet außergewöhnliche Bedingungen. Nicht umsonst gehört sie zu den Ocean's Seven, die bei Langstreckenschwimmern als Äquivalent zu den Seven Summits der Bergsteiger gelten. Nur wenige Marathonschwimmer konnten bisher alle Strecken bewältigen.

Die Straße von Gibraltar zwischen Marokko und Spanien ist eine 14,4 Kilometer lange und 60 Kilometer breite Meerenge mit einer Tiefe von bis zu 900 Metern. Sie verbindet das Mittelmeer mit dem Atlantik. Eingefasst wird sie im Norden von Spanien von der südlichsten Stadt des europäischen Festlandes, Tarifa, dem Ausgangspunkt der schwimmerischen Querung. Abhängig von den äußeren Bedingungen erreicht der Athlet die südliche Einfassung, Marokko nach ungefähr 3 bis 7 Stunden Schwimmzeit. Die Meerenge ist eine der am meisten beschifften Wasserstraßen der Welt, die täglich von etwa 300 Handelsschiffen befahren wird. Durch den Niveauunterschied zwischen Atlantik und Mittelmeer bildet sich eine starke Strömung, die durch Westwinde verstärkt wird.

Aus diesem Grund erfolgt eine sorgfältige Auswahl der Schwimmer für diese Strecke von der The Gibraltar Strait Swimming Association, damit die Sicherheit der Athleten gewährleistet ist. Nur eine kleine Anzahl an Startplätzen steht Bewerbern für dieses Wagnis jedes Jahr zur Verfügung, da die Wetterverhältnisse nur wenige günstige Tage für eine Querung zulassen. Ich habe auf meine Zusage vier Jahre warten müssen.

Der Schwimmer wendet sich also an die Association und bekommt einen Startplatz zugesichert. Dann wählt er zwischen mehreren Terminspannen aus. Er muss mindestens eine Woche vor Ort sein, denn ein genauer Zeitpunkt ist wetterabhängig. Verschiedene Varianten für eine Querung stehen zur Verfügung: Einzelstrecke; Hin- und Retourstrecke als ganz besondere Herausforderung; Schwimmen der Strecke im Neoprenanzug oder Staffelteilnahme mehrerer Schwimmer.

Die kürzeste Entfernung über die Straße von Gibraltar, von Punta Oliveros in Spanien nach Punta Cires in Marokko, beträgt 14,4 Kilometer. Da diese jedoch für den Schwimmer nicht der passendste Kurs ist, müssen zwischen 16 und 22 Kilometer wegen der teils starken Strömung zurückgelegt werden. Generell sollte wenige Stunden vor der Flut gestartet werden, die Entscheidung trifft jedoch die Association. Dabei richtet sie sich nach dem Schwimmtempo des Athleten, den Gezeiten und den Wettervorhersagen. Die Strömung kann während der Querung stark divergieren, der Schwimmer durchquert auch verschiedene Temperaturbereiche.

Juli und August sind wettermäßig erfahrungsgemäß die besten Monate für eine Querung, jedoch ähnelt keine Querung der anderen.

Der Schwimmer muss unbedingt Erfahrung im Freiwasserschwimmen mitbringen und sehr gut trainiert sein. Für die Bewerbung wird eine Kopie des Reisepasses benötigt, ein kurzer Lebenslauf (besonders die schwimmerischen Fähigkeiten und Erfahrungen betreffend), das ausgefüllte Bewerbungsformular, ein ärztliches Attest und eine Versicherungspolizze.

Das Schwimmtempo ist ein wichtiger Faktor. 2,5 km pro Stunde sind die niedrigste Geschwindigkeit, mit der ein Athlet die Herausforderungen der Strecke bewältigen kann.

Als Kälteschutz ist eine Schicht aus Vaseline und Lanolin empfohlen, die vor dem Start auf den Körper aufgetragen wird.

Auf dem Begleitschiff der Association befindet sich ärztliches Personal, sowie die Begleitpersonen des Schwimmers, wie Trainer, Physiotherapeut, etc.